Warum haben wir eigentlich Wahlwerbung?

Dass die Straßenränder und Medien mit den Visagen unserer Vertreter in Spe zugekleistert werden ist doch das beste Indiz, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung kein allzu großes Interesse mehr hat, an der Politik und noch viel weniger an ihren Inhalten. Anders kann ich mir die derart vakuumösen und gehaltlosen Sprüche auf den Plakaten auch nicht erklären. Hauptsache es steht jemand da und macht den Mund auf und zu. Und wir dürfen sogar entscheiden wer das sein soll. Toll!

Viel interessanter ist aber noch die Tatsache, dass es nicht nur Wahlwerbung für die Parteien gibt, sondern sogar für die Wahl selbst. Vielleicht weil mehr Leute zu unerwünschtem Nachdenken angeregt werden könnten, wenn dem Abwärtstrend der Wahlbeteiligung nicht erfolgreich entgegengewirkt werden kann. Vielleicht weil immer weniger Bürger den Eindruck haben irgendetwas zu verändern.
Welche Daseinsberechtigung hat eine sogenannte Demokratie, deren fundamentales Grundprinzip, nämlich die Entscheidungsgewalt des Volkes, beworben werden muss, wie ein trendiges Lifestyleprodukt, das eigentlich kein Mensch braucht?

Zukunft durch Bildung

Bildung für die Zukunft. Darunter ein Bild mit lachenden Kindern, die ihrer strahlenden Zukunft entgegen fiebern.
Gott was sind wir privilegiert mit unserer tollen Bildung.
Bildung schafft Wohlstand.
Bildung bringt Fortschritt.
Bildung eröffnet Lebenschancen. Dabei haben wir erstaunlich wenig mitzureden, wie so ein Leben im Großen und Ganzen auszusehen hat.
Bildung prägt Persönlichkeiten.
Bildung fördert Einheit.
Bildung bildet Menschen. Gehirnwäsche und Mind Control ist keine Science-Fiction, sondern längst in einem beängstigendem Maße zur Realität geworden.
Kinder sind formbar, wie ungeschliffene Rohdiamanten. Sie werden geprägt aus den Einflüssen ihrer Umwelt. Zum einen von Familie und sozialem Umfeld, zum anderen durch Bildung. Natürlich unter Schulzwang, denn ohne Bildung keine Zukunft.
Neun ganze Jahre wird sämtlicher Nachwuchs in die Obhut unseres Bildungssystems verpflichtet. Die besser adaptierenden Lernmaschinen noch viele Jahre mehr, für die Anderen gibt es wenigstens noch die BILD.
Aber was lernen wir im Wesentlichen auf unserem Bildungsweg? Konformität und Prozessablaufbewältigung. Akzeptanz und Gehorsam durch positive Verstärkung angepasster Verhaltensweisen.

Wenn ich daran denke, wie wenige Menschen unser Bildungssystem hinterfragen, wird mir schlecht. Oh nein, nicht doch, es ist ein unschätzbares Privileg, die größte Errungenschaft der westlichen Welt, die uns der Utopie Paradies auf Erden ein Stück näher bringt.
Na klar, vielen Dank auch, ich fühle mich ja so großartig dank meiner tollen Bildung. Ich kann mir nichts Schöneres ausmalen, als Teilkomponenten umsatzsteigernder Subsysteme auf Modelle abzubilden und in Programmcode zu überführen. Es offenbart mir die beflügelnde Erkenntnis, dass man Scheiße am besten zu Geld machen kann.
Das Geld von dem wir fast alle abhängig sind. Das Geld, das die Beschreitung alternativer Lebenswege massiv erschwert.

Drogen machen das alles noch ein wenig erträglicher. Aber was nützt das schon?
Ich zerbreche an einer Gesellschaft deren Ideale ich nicht unterstützen will. Ich bin damit nicht alleine, aber wir sind in der Minderheit.
Der Rest ist entweder zufrieden mit den herrschenden Zuständen, oder zu gebildet um davon noch irgendwas in Frage zu stellen.
Uns geht’s halt allen einfach viel zu gut um aufzuwachen. Geht es nicht? Gibt’s dafür nicht was von Ratiopharm?

Die Transportierung komplexer Gedankengänge auf ein abstrakteres Austauschmedium birgt in Situationen geistiger Beeinträchtigung das Risiko zu strukturellen, inhaltlichen, formalen, stilistischen oder sonstig gearteten Patzern oder unvorhergesehenen Interpretationsoptionen.