Atomkraft, nein, ja, vielleicht, doch, nein, bitte, nicht schon wieder? Tschernobyl!
Kernenergie, die tickende Zeitbombe. Das Atom ist ja sowieso irgendwie böse, genau wie die Chemie, das ist ja alles nicht so gesund. Dann lieber aussteigen, so bald wie möglich.
Aber Moment, wie war das? Atomkraft ist effizient und stabil und überhaupt haben wir doch die sichersten AKWs der Welt. Und Atomstrom ist so kostengünstig! Dann doch lieber zurück rudern und die Atomausstiegspläne revidieren.
Sau blöd nur, wenn kaum ein Jahr später in Fukushima die nächsten Kerne schmelzen, das schlägt der Bevölkerung nicht gut auf den Magen. Tsunamis und Erdbeben gibt es in Deutschland zwar nicht so oft, aber andere Risiken ja dafür genug – man denke nur an die ganzen Terroristen, die hier ständig umherfliegen. Totale Überwachung ist gut, kann das Problem aber auch nicht vollständig lösen, also schnell das 13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes verabschieden und den Ausstieg wieder beschleunigen.
Doch was hört man da, Atomenergie ist umweltfreundlich? Selbstverständlich, denn es wird ja viel weniger CO2 ausgestoßen, als in den Kohle- und Gaskraftwerken, die ersatzweise betrieben werden müssten, und die erneuerbaren Energien sind ja sowieso noch Lichtjahre davon entfernt, eine Grundversorgung sichern zu können und überhaupt total ineffizient. Das ideale Argument, um den ganzen Pseudo-Ökos, die doch nur hohl der Meinungsmache der Medien folgen und dabei überhaupt keine Ahnung haben, einen Schritt voraus zu sein. Solang wir nur den CO2 Ausstoß in den Griff bekommen, sind eh all unsere Probleme nachhaltig gelöst, und der Millionen Jahre strahlende Atommüll fällt dann auch nicht weiter ins Gewicht.
Aber wer hat denn nun Recht?
Ich will hierzu keine eigene Meinung veräußern, da es mir an wirklich zuverlässigem Hintergrundwissen fehlt, um das für und wider vernünftig abwägen zu können. Ich weiß nur, dass Information und Wahrheit zwei sehr verschiedene Konzepte sind und dass zum Erreichen diverser Ziele Informationen ein Vielfaches an Effizienz gewinnen können, wenn man sie von eventuellen Wahrheiten bereinigt.
Außerdem wiegt in solchen Fragen Geld schwerer als Argumente, denn Information hat ja bekanntlich keine Masse (Definitionssache). Zusätzlich kann man mit dem Geld noch Wissenschaftler anheuern, die sich dann mit der Problemstellung befassen, wie man eine entsprechende Studie durchführen muss, um auf ein gewünschtes Ergebnis zu kommen.
Dieses unaktuelle und vollkommen ausgelutschte Thema hat aber eigentlich fast nichts mit der eigentlichen Schreibincentive dieses Blogposts zu tun und dient lediglich als einleitende Exemplarisierung zugrunde liegender Denkprogressoren über potentielle manipulative Influenzen plausibilisierter Verlautbarungen.
Vorsicht, transnonsensiale Pseudoartikularisierung.
Daher folgt nun, ganz und gar wildkürlich, eine nicht vorhandene Überleitung zu einem Thema, das ich früher schon mal angeschnitten habe, jedoch damals hauptsächlich im Bezug auf mich selbst: Liebe und Beziehungen in unserer Gesellschaft.
Vielleicht bin ich zu diesem Thema, aufgrund unzureichendem Erfahrungsschatz aus erster Hand (noch?) nicht zur Senfausgabe qualifiziert, aber vielleicht wird mir ja auch gerade durch meine kalt und analytisch anmutende Herangehensweise ermöglicht, die Summe der empfangenen äußeren Einflüsse „nüchtern“ zu bewerten.
Seit jeher irritant aufgestoßen ist mir die stark ausgeprägte Konditionierung zur Favorisierung von Schönheitsidealen. Nicht nur wird einem eingetrichtert, welcher äußeren und inneren Merkmale als schön und erstrebenswert zu gelten haben, man bekommt auch recht deutlich klargemacht, dass man besser daran tut einen möglichst „hochwertigen“ Partner zu finden. Das klingt vielleicht ein wenig überspitzt, aber dass man in vielen sozialen Kreisen eine signifikante Deteriorierung seines Statusranges riskiert, wenn man gewisse Standards unterschreitet, lässt sich einfach nicht leugnen.
Dass die/der FreundIn einem selber gefällt, scheint für viele höchstens genauso wichtig, wie die Akzeptanz der/dem selbigen in der Peergroup.
Da man schon sehr früh möglichst stark auf die Anhimmelung magersüchtiger Retuschepatienten mit Silikonfüllung getrimmt wird, erlernt ein gesund entwickelter Mensch eine schützende Abneigungshaltung gegenüber „hässlichen“ Menschen. Wer aber das Pech hat, doch Gefühle für solche Schandflecken der sterilen Hochglanzgeneration zu entwickeln, sieht sich eventuell mit einem schwierigem inneren Konflikt konfrontiert. Kann sich der eigene Ruf eine solche Beziehung überhaupt leisten? Steht vielleicht eine objektiv bessere Alternative zur Verfügung mit der man sich noch irgendwie arrangieren könnte? Aber selbst wenn nicht, ist es nicht vielleicht besser, gar keinen Partner zu haben, als öffentlich preiszugeben dass man sich mit „minderer Qualität“ zufrieden gibt?
Ob man nun den Mut aufbringt, seine Reputation aufs Spiel zu setzen und seinen Gefühlen treu zu bleiben, oder ob man eben diese unterdrückt um weiterhin möglichst cool und respektabel zu bleiben, in beiden Fällen muss man irgendwo Abstriche machen – eine klassische Lose-lose-Situation.
Es liegt mir fern zu behaupten, dass Beziehungen in der heutigen Zeit nur ein Netz aus Intrigen und falscher Heuchelei zur Etablierung der eigenen Idealposition in den gegebenen Gesellschaftsstrukturen darstellen. Das wäre genau die Unart niveaubefreiten Schwarzweißdenkens, die ich so gerne verachte. Aber ich habe schon den Eindruck, dass auf dieser Welt viele Beziehungen geführt werden, in denen der Nutzfaktor eine größere Rolle spielt als die emotionale Verbindung.
Aber wozu das ganze Streben nach der Beautyfikationsmaximierung? Ist es vielleicht eine illuminatenähnliche Verschwörung, der Kosmetik- und Fashionindustrie, oder gar der plastischen Chirurgie, zur maximalen Gewinnsteigerung? Oder ist es das ewige Wettbewerbsstreben des Menschen, das selbst bei so subjektiven Dingen, wie dem ästhetischem Empfinden nach einer Messlatte verlangt und diese über kurz oder lang zwangsläufig etabliert?
Ein interessanter Effekt dieser Richtlinien ist jedenfalls, das „schöne“ Menschen im Durchschnitt selbstbewusster, beliebter, erfolgreicher und einflussreicher sind als „hässliche“. Ein Effekt, der die Aufspaltung in eine Klassen- oder Schichtengesellschaft weiter begünstigt. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, aber diese bestätigen eben die Regel, so abgedroschen das auch klingen mag.
Es gibt Verschwörungstheorien, die besagen, dass Pläne zur Reduzierung der Erdbevölkerung um ca. 90% existieren und sich bereits in der Umsetzung befinden. Ich halte es natürlich für fahrlässig, die Aussagen von Verschwörungstheoretikern grundsätzlich mit weniger Skepsis zu bewerten, als etwa die Verlautbarungen von Politikern, Kredithaien, den Medien, oder Versicherungsvertretern.
Lässt man sich aber – vielleicht von plausibel klingenden Argumenten verleitet, vielleicht weil man den Machthabenden sowieso grundsätzlich misstraut, oder vielleicht auch einfach nur aus purer Langeweile – auf das Gedankenspiel ein, scheint sich die Sache mit der Schönheitsoptimierung am Menschen gar nicht so schlecht in das Bild einzufügen. Wenn möglichst viele schöne und erfolgreiche Menschen, mit anderen privilegierten und herausragenden Menschen gepaart werden, entstehen bestenfalls noch schönere und erfolgreichere Menschen. Die Hässlichen und Garstigen bleiben im Optimalfall unter sich und werden dann innerhalb der nächsten Generationen sukzessive aus dem Genpool abgefiltert. So wird die Evolution praktisch in die eigene Hand genommen und beschleunigt, die neue Premium Spezies homo pulcer wird geboren.
Doch bevor dieser Eintrag in noch tieferen Absurditäten versumpft, spare ich mir weitere Ausschweifungen.
Dass irgendein Führer auf die wahnwitzige Idee kommen könnte, eine Art arische Herrenrasse etablieren zu wollen und gesellschaftliche „Fragen“ durch schlichte Beseitigung von unliebsamen Untermenschen zu endlösen, ist wirklich absolut lächerlich und sehr weit hergeholt. Vor allem aber, dass ein genügend großer Teil der Bevölkerung einem solchen Führer folgen würde um ein solches Regime überhaupt zu ermöglichen, ist ja vollkommen unvorstellbar und an den Haaren herbeigezogen. Schließlich sind wir doch spätestens seit sapere aude allesamt aufgeklärte, mündige und selbstbestimmte Bürger, frei von fremden manipulativen Einflüssen.
Und wenn doch mal irgendwer manipuliert wird, dann ist es die dumme Masse, aber niemals man selber. Die Integrität der eigenen Selbstdirektive ist stets über jeden Zweifel erhaben.
Das oberste Qualitätsmerkmal einer sauberen Manipulation ist, dass der Manipulierte zwar genau das tut was man will, aber dabei überzeugt ist aus freiem Willen und eigenem Antrieb zu handeln.