Schon vor Corona hatte ich kein gutes Bild von der Welt. Mit dem Kapitalismus als dominante Weltreligion legitimieren wir die größtmöglichste Ausbeutung als höchste Autorität und eifern – insgeheim vereint im geisteskranken Glauben an das ewige Wirtschaftswachstum – unaufhaltsam unserem Untergang entgegen.
Da überrascht es nicht, wenn ich leicht davon zu überzeugen war, die Pandemie sei im Wesentlichen nur ein weiterer Coup im generationsübergreifendem Masterplan der Eliten zur Unterjochung des gemeinen Volkes.
So glaubte ich schnell, dass es sich bei der medialen Angstmacherei um geplante Agenda handeln müsse. Dass diese Angst absichtlich so stark wie möglich geschürt werden sollte und die nie endende einseitige Berichterstattung nichts anderes sein könne als eine massenpsychologische Manipulationstechnik. Das eine mit solcher Vehemenz in die Köpfe der Menschen gehämmerte Botschaft keine andere Bezeichnung tragen könne als Propaganda.
Ich war überzeugt, dass praktisch alle großen Leitmedien und selbst Wissenschaftler hinreichende Anreize haben, sich der Macht anzudienen. Und dass die plakative Zerstörung von Meinungs-Dissidenten ihre entsprechende Abschreckungswirkung entfaltet. Aber auch, dass die meisten Verbreiter des autoritativen Narratives davon überzeugt waren, das Richtige zu tun — „denn so viele können sich ja schließlich nicht irren“. Fand es heuchlerisch, dass die Wissenschaft plötzlich so an Ansehen gewann, aber eben bevorzugt jene Wissenschaft die durch fehlerhafte Modellprognosen den Ernst der Lage weiter dramatisierte. Fand es einleuchtend, dass Bill Gates die WHO in der Tasche hat, und dass der pharma-industrielle Komplex von Anfang an den Ton angegeben hat, so wie es sich für eine technokratische Gesellschaft gehört.
Selbst so manche Verschwörungstheorie rund um die Errichtung totalitärer Regimes, Bevölkerungskontrolle und Eugenik wollte ich nicht so einfach kategorisch auszuschließen.
Mit anderen Worten, ich war und bin dazu geneigt, vor allem das als realistisch und wahrscheinlich anzusehen, was am meisten mit meinem bestehenden Weltbild übereinstimmt. Die Gründe dafür sind vielfältig und einschlägig bekannt: Wir neigen unter anderem dazu, die eigene Kompetenz zu überschätzen, kognitive Dissonanz zu umschiffen und stattdessen auf vielfältige Weise die Bestätigung unserer Vorurteile zu finden. Kurzum, der Mensch ist nachweislich ziemlich schlecht darin objektiv zu urteilen.
Dieses Defizit wird mir immer wieder schmerzlich bewusst. Es ist Grund genug, vor allem gegenüber den Informationen, die meine Sichtweise bestätigen, ein gesundes Misstrauen zu pflegen. Bei widersprüchlichen Informationen dagegen anzuerkennen, dass das automatisch vorhandene Misstrauen zu Teilen der kognitiven Verzerrung entspringt.
So konnte mir zum Beispiel bis heute noch niemand den Beweis erbringen, dass es sich bei der Impfung um die von vielen proklamierte Todesspritze handelt. Zwar kann man etwa die Kurven der verabreichten Impfdosen und die der Übersterblichkeit übereinander legen1 und entdeckt für viele Länder beunruhigende Korrelationen in diesen Kurven, aber Wissenschaft ist das noch keine. Und zwar stammt ein signifikanter Teil der verfügbaren Daten aus Studien, die direkt oder über Ecken von den Herstellern der jeweiligen Impfungen finanziert wurden, aber eben nicht alle. Man findet auch Meta Analysen, die ein positives Licht auf Wirksamkeit und Sicherheit auf diverse Produkte werfen und zumindest keine offensichtlichen Beziehungen zu deren Herstellern aufweisen.2
Desweiteren dient auch so mancher geistiger Dünnschiss der munter durch die einschlägigen Schwurbelkammern gepumpt wird als Beleg dafür, dass doch zumindest bei einigen Anhängern der Gegenbewegung es mit der Aufgeklärtheit und dem Selber-Denken nicht so weit her ist wie man dort gerne von sich behauptet.
Die logische Schlussfolgerung lautet also, dass ich davon ausgehen muss, in meiner Weltanschauung mindestens teilweise von sensationssüchtiger Meinungsmache beeinflusst worden zu sein. Worauf kann man überhaupt noch vertrauen?
Offensichtlich ist, dass die Emotion Angst schnell zum zentralen Leitmotiv der medialen Berichterstattung wurde. Verkleidet als Vernunft rechtfertigte diese Angst politischen Aktionismus und Maßnahmen mit erheblichen psychologischen Wirkungen, deren Effektivität zur Eindämmung der Krise aber niemals nachgewiesen werden musste. Genauso wie auch von vorneherein als selbstverständlich galt, dass der einzige Ausweg nur die flächendeckenden Impfung sein kann. Und sowie in den führenden Medien keinerlei echte Neutralität mehr zu erkennen war, stießen insbesondere die radikaleren Tendenzen der Gegenbewegung auf breiteres Gehör. Das Ergebnis ist eine Spaltung in der Gesellschaft, die bis heute auch weiter gefördert wird. Auf der anderen Seite beginnen zunehmend führende Behörden die reale Gefahr von Corona auf eine Weise zu relativieren, für die man früher als Verharmloser und Gesundheitsgefährder angefeindet wurde.
Diese grundlegenden Beobachtungen kann ich auch unter Einbeziehung meiner Voreingenommenheit nicht entkräften.
Dennoch vertreten besonders unter den intelligenteren Vertretern unserer Spezies immer noch erschreckend viele Individuen die Überzeugung, die Impf-Lösung als einziger Weg aus unserer Misere sei über jeden Zweifel erhaben. Unterstellen gar, wer es ablehnt sich impfen zu lassen handle irrational, egoistisch und zum Schaden anderer.
Wer sich so klar positioniert, sollte sich die Frage gefallen lassen müssen:
Überprüfst auch Du deinen Bias?